Das Reportagemagazin „Klar“ sorgte mit einer Folge über Migration für Empörung. Warum der NDR kurzfristig die Ausstrahlung der zweiten Folge platzen ließ.
tldr: Die Kritik an der ersten Folge hat der Redaktion viel Arbeit gemacht. Trotzdem wird die Sendung nicht abgesetzt. Kontroverse ist gut, auch wenn der Journalismus dahinter es nicht ist! (oder so)
Einer fremdenfeindlichen/faschistischen Agenda freimütig eine Bühne zu bieten ist aber nicht “kontrovers”, sondern einfach nur verantwortungslos.
Bei Markus Lanz klappt das ja auch ganz gut.
TLDR
Sie folgt vor allem Michael Kyrath, dessen 17-jährige Tochter Ann-Marie vor zwei Jahren in einem Regionalzug nahe Brokstedt erstochen worden war, von einem Asylbewerber.
Die Sendung nutzt anekdotische, emotionale, unwissenschaftliche Meinungsmache um so zu tun als gäbe es ein riesiges Migranten Gewalttaten Problem.
Es ist der typische Verlauf einer Krise bei der ARD: Man möchte sich was trauen, bekommt Gegenwind, taucht daraufhin ab und kündigt vage eine zukünftige Aufarbeitung an, obwohl man ja eigentlich gar nichts falsch gemacht hat. Das erinnert ein wenig an die Personalie Thilo Mischke bei „ttt“. Eine Kommunikationsstrategie, die nur Verlierer hinterlässt und nicht zuletzt auch das Produktionsteam im Regen stehen lässt.
Man hätte gern mit Julia Ruhs über ihr Format gesprochen. Vor Wochen verwies sie gegenüber der SZ auf eine interne Absprache, wegen der sie sich öffentlich nicht äußern will. Auf Nachfrage, ob der Sender ihrer Ansicht nach weiter hinter ihrem Format steht, schreibt sie dann doch: „Ja, das tut er.“ Zum Rüffel des NDR-Programmausschusses schreibt Ruhs: „Wir haben uns natürlich mit der Kritik auseinandergesetzt. Jetzt lasst uns mal die beiden nächsten Ausgaben produzieren, ich bin sehr zuversichtlich, dass sie gut werden.“
Mit Empörung und Kritik schmückt sich Ruhs auf der Plattform X, etwa wenn sie aufzählt, welche Medien ihre Arbeit schon bemängelt haben: „Der ‚Spiegel‘ mag uns nicht, Böhmermann mag uns nicht, die ‚taz‘, ‚Übermedien‘ und ‚Titanic‘ mögen uns auch nicht. Wer eben genannte Medien und Personen ebenfalls öfter sehr fragwürdig findet, ist bei uns dagegen sehr richtig!“ Und auch das Ziel für die ARD gibt sie aus: „Wir erschließen hier gerade für den ÖRR sehr engagiert eine verlorene Zielgruppe!“
Wie durchsichtig wollen sie ihre rechte Hetzstrategie? Ja glasklar!
Wir erschließen hier gerade für den ÖRR sehr engagiert eine verlorene Zielgruppe!
Dikkar! So viel Lack muss man erstmal saufen.
Aber gut, wenn der ÖRR seine Erfolgsmessung nur an der Quote ausrichtet, ist das halt eine logische Strategie. “Messe dumme Ziele, verfolge dumme Strategien” wie einst schon Huckleberry Finn sagte ¯\_(ツ)_/¯
Sehr schade. Aber vielleicht gibt es dann ja eine folgende Folge, wo herausgefunden wird, dass das nicht gut ist.