Ergebnis: Mehr als Atheisten und Religiöse gaben Agnostiker an, mit Entscheidungen lange zu zögern und zu hadern. Eine solche Unentschlossenheit ist mit Ängsten und Depressionen verbunden. Die aktuelle Studie bestätigte das: Agnostiker beschrieben sich als emotional instabiler. Außerdem suchten sie vermehrt »nach Alternativen im Leben«. Darin zeigt sich einerseits ihre ausgeprägte Offenheit, aber auch ein Hang zu Perfektionismus und Unzufriedenheit.
Das passt zu einer weiteren Eigenheit von Agnostikern: Sie neigten weniger als Gläubige und Atheisten dazu, sich selbst durch eine rosarote Brille zu sehen. Die religiösen Befragten etwa hielten sich für besonders sozial – zu Unrecht, wie frühere Studien bereits belegten. Allerdings tut eine solche verzerrte Selbsteinschätzung in der Regel eher gut. Agnostiker dagegen machen sich das Leben schwer, indem sie sich nicht so leicht zufriedengeben: nicht mit sich selbst und nicht mit einer Glaubensentscheidung.
https://de.wikipedia.org/wiki/Atheismus
Das wirkt auf mich etwas wie “No true scotsman”. Da du in Superlativen sprichst “keinerlei Evidenz” und von “übernatürliches Ballaballa” wirkst du für mich schon ziemlich deutlich in der Kategorie von Atheismus im engeren Sinne.
In dem Wikipedia-Artikel steht aber halt auch nichts zur Begründung für die Ablehnung des Glaubens an Götter. Und mit “No True Scotsman” hat das auch nichts zu tun.
Atheismus bedeutet, nicht von der Existenz Gottes oder Göttern überzeugt zu sein. Das ist alles. Gibt es Atheisten, die glauben zu wissen es gäbe keinen Gott? Vielleicht. Trifft das auf alle Atheisten zu? Nein, ganz bestimmt nicht. Die Behauptung, Atheismus bedeutet, man glaube zu wissen, dass kein Gott existieren, hört man aber häufiger von religiösen Menschen als von Atheisten. Ich habs ewig nicht mehr von Atheisten gehört, und noch nie von Erwachsenen. Was diese Behauptung aber spätestens zum Scheinargument macht ist, dass sie von religiösen Menschen als feste Definition des Begriffs Atheismus verwendet wird, wenn sie gegen Atheismus argumentieren wollen, auch wenn ihnen jemand mit dieser Philosophie nicht gegenübersitzt.
Anstatt der kategorischen Ablehnung, also dem Anspruch auf “Wissen” gibt es auch den Begriff des Agnostizismus, eben die Aussage, dass man nicht weiß. Wo siehst du den Unterschied zwischen Atheismus und Agnostizismus?
Der Artikel im Spektrum verwendet diese Begriffe auch genau so, wie ich sie als religiöser Mensch verwende:
Darin besteht für mich dann auch der “no true scotsman”. Wenn man agnostisch ist, muss man nicht von Atheismus sprechen. Umgekehrt finde ich es dann etwas albern den Agnostizismus als “typischen” Fall von Atheismus zu interpretieren und die Unterscheidung zwischen Atheismus und Agnostizismus als “Scheinargument” zu bezeichnen.
@Saleh @CyberEgg Für mich sind Atheismus/Theismus und Agnostizismus/Gnostizismus einfach zwei unabhängige Dimensionen, für die jeder separat entscheiden kann, auf welcher Seite man sich einordnet.
Aus https://de.wikipedia.org/wiki/Agnostizismus :
Agnostizismus ist sowohl mit Theismus als auch mit Atheismus vereinbar, da der Glaube an Gott und die Ablehnung von Gott möglich sind, selbst wenn die Gewissheit seiner Existenz oder Inexistenz fehlt. […] Die Frage „Gibt es einen Gott?“ beantworten Agnostiker nicht mit „Ja“ oder „Nein“, sondern mit „Ich weiß es nicht“, „Es ist nicht geklärt“, „Es ist nicht beantwortbar“ bzw. „Ich kann es nicht wissen (können)“ oder ähnlichem.
Oder in meinen Worten:
Glaubst du an Gott? Falls ja, bist du Theist. Falls nein, bist du Atheist. Auch wenn man das für sich nur als “Arbeitshypothese” annimmt, oder sich unsicher ist, werden das die meisten mit ja oder nein beantworten können.
Weißt du (sicher), ob es einen Gott gibt? (bzw. kann man das wissen?) Ja: Dann bist du gnostisch. Nein: Dann agnostisch
Du missverstehst. “Ich habe keinen Grund, an die Existenz von Göttern zu glauben, ich habe bisher noch keine überzeugenden Beweise gesehen” ist etwas ganz anderes als “Man kann weder die Existenz noch die Nichtexistenz von Göttern beweisen.” Letzteres ist Agnostizismus, ersteres Atheismus. Und dafür, dass Spektrum Atheismus falsch/unvollständig zusammenfasst, kann ich auch nichts.
Ich versuche mal, es etwas anders darzustellen. Du sagst, du bist religiös. An welchen Gott oder an welche Götter glaubst du?
Ich bin Muslim. Ich glaube, dass es einen Gott gibt, und dass alle monotheistischen Religionen an den Selben, da einen, Gott glauben. D.h. ich sehe in meinem Glauben auch keinen grundsätzlichen Widerspruch zu Juden, Christen oder anderen Monotheisten, sondern zuvordererst theologische Unterschiede.
Wie unterscheiden sich
und
konkret? Indem du im ersten Fall sagst “noch keine überzeugenden Beweisen” schließt du die Möglichkeit der Existenz ein. Das ist aus meiner Sicht Agnostizismus, weil du dich weder in die eine noch in die andere Richtung festlegst.
Ansonsten sei noch die Bemerkung erlaubt, dass deine Art über dieses Thema zu reden deutlich aufgeschlossener und neutraler ist, als man es bei anderen Leuten hier im Faden sieht.
Nein, ich lege mich schon fest. Ich glaube nicht, dass ein Gott existiert, und ich begründe diese Ansicht damit, dass es bisher keine überzeugenden Beweise für die Existenz von Göttern gibt. Ich persönlich bezweifle, dass es jemals welche geben wird, aber ich schließe es auch nicht kategorisch aus, weil das keine falsifizierbar Aussage wäre. Während Agnostizismus hingegen sagt, man kann weder die Existenz noch die Nichtexistenz von Göttern beweisen kann und sich damit auf keine “Seite” schlägt. Atheisten folgen damit der wissenschaftlichen Methodik, während Agnostizismus auf Empirie verzichtet und die Diskussion grundsätzlich mit unterbindet.
Deinem zweiten Satz kann ich nur zustimmen. Aber das ist ein anderes Thema.
Die Frage, die sich mir dann stellt, ist ob du auch an die Existenz anderer Götter glaubst., Thor/Donar, Odin/Wotan, Zeus/Jupiter, Ares/Mars, Belenus, Brigantia, Badb, usw, und davon ausgehend, dass die Antwort “Nein” lautet (korrigier mich, wenn ich falsch liege), die Folgefrage, warum nicht?
Da ist aus meiner Sicht die Frage interessant, wie du damit umgehst, dass zahlreiche wissenschaftliche Erkenntnisse oder Thesen zu ihrer Zeit in diesem Zustand waren und erst sehr viel später überzeugende Beweise gefunden wurden. Ich hatte das Beispiel Mikroorganismen als Ursache von Krankheiten schon angeführt, weil da zwischen den ersten Thesen und der Bestätigung rund 2.000 Jahre lagen. Die Festlegung auf dem “Stand des Wissens” beinhaltet zwansgläufig eine Festlegung auf sehr viel, was sich dann als falsch herausstellt. Nicht umsonst gibt es auch den Spruch, dass wissenschaftlicher Fortschritt in Generationen stattfindet, weil erst die alte Garde ausscheiden muss, bevor neue Theorien ernsthaft untersucht und angenommen werden.
Dafür gibt es logische Überlegungen, um Monotheismus zu begründen. Wenn man annimmt, dass es “Göttlichkeit” gibt, und das diese unsere sichtbare Welt geschaffen hat. Welche Eigenschaften müsste “Göttlichkeit” dann haben?
Jede Wirkung hat eine Ursache. Wenn zwei verschiedene Ursachen einander entgegenlaufen, dann gibt es keine Wirkung, außer eine Ursache ist stärker. Stell dir vor, ein Ball liegt vor uns auf dem Boden. Er ist relativ zur Erde in Ruhe. Damit er sich bewegt, also eine Wirkung eintritt, muss eine Kraft auf ihn wirken. Wenn wir beide aus gegensätzlichen Richtungen eine gleichgroße Kraft auf den Ball ansetzen, weil wir mit unseren Füßen dagegendrücken, passiert nichts. Nur wenn eine der beiden Kräfte stärker ist, wird sich der Ball bewegen.
D.h. also damit etwas im Universum geschieht, muss es in der Hierarchie der Ursachen eine “stärkste” Ursache geben. Weiterhin muss die Ursache unabhängig von der Wirkung sein. Wir existieren, weil unsere Eltern uns gezeugt haben. Unsere Eltern existieren aber unabhängig von uns. Ob wir geboren werden oder nicht, ändert nichts an der Existenz unserer Eltern. Genauso kann der Ball nicht von selbst bewegt werden. Ob wir gegen den Ball drücken, entscheidet nicht der Ball sondern wir.
Die Ursache muss also außerhalb unseres Universums liegen und davon getrennt sein. In der Folge muss es einen Gott geben. Dessen Kraft ist nicht teilbar sondern es wird höchstens Kraft für andere gestattet. Da Gott unabhängig von der Schöpfung ist, muss Gott außerhalb der Schöpfung sein. Damit ist Gott auch “vor” der Schöpfung.
Was bedeutet “vor” der Schöpfung? Unser Verständnis von Zeit basiert auf einer linearen Ursache-Wirkung Beziehungskette. Das die Zeit nur in eine Richtung funktioniert, ist entsprechend mit der Entropie begründet. Da Gott außerhalb der Zeit und des Raumes steht und eins ist, folgt die Unendlichkeit von Gott. Gott ist weder zeitlich noch räumlich begrenzt. Damit verändert sich Gott also auch nicht über die Zeit oder den Raum. Es gibt nur einen Zustand von Gott, der in jeder Zeit “gleichzeitig” ist.
Das Konzept einer Urgottheit gibt es auch bei vielen polytheistischen Religionen z.B. in der griechischen Mythologie. Vielfach wird “Chaos” als Ursprung gesehen wird, aus dem alle weiteren Gottheiten entstanden sind. Wenn man akzeptiert, dass es einen Ursprung gibt, indem die tatsächliche Kraft liegt, dann erübrigt sich auch die Anbetung nachgelagerter Kräfte, weil deren Kraft vom Ursprung abhängt.
Die griechische Mythologie sieht “Chaos” jedoch innerhalb der Schöpfung selbst und nimmt damit an, dass die Schöpfung selbst immer war. Nach unserem heutigen Kenntnisstand gibt es mit dem Urknall jedoch einen zeitlichen und räumlichen Anfang der Schöpfung. Einen Anfang, der singular ist. Jenseits dieses Anfangs ist Gott.
Zu guter Letzt damit auch einige theologische Anmerkungen: Für Muslime hat Gott keine Form im Sinne unserer Vorstellung von Raum. Die Idee, dass Menschen als “Ebenbild” Gottes geschaffen wurden, lehnen wir ab. Weiterhin sehen wir Jesus nicht als “Sohn” Gottes und lehnen auch das Konzept der Dreifaltigkeit ab. Diese Konzepte stehen im Widerspruch zu den oben genannten Überlegungen.
Ich hoffe, dass es interessant zu lesen und verständlich war. Alles Richtige stammt von Gott, alle Fehler stammen von mir. Ich finde es wichtig aufzuzeigen, dass im Islam, zumindest außerhalb von extremistischen Kreisen, die Beschäftigung mit solchen Fragen und Wissenschaft allgemein einen hohen Stellenwert haben, anstatt unterbunden zu werden. Das Streben nach Verständnis über die Schöpfung steht nicht im Widerspruch zum Glauben, sondern ist ein wichtiger Teil dessen.
So wird im Quran auch vielfach gefordert, Über die Schöpfung nachzudenken, z.B. (Englische Interpretation):
Interessanter Gedanke bezüglich Monotheismus! Wenn du erlaubst, würde ich gerne einhaken: setzt das nicht jedoch ein diametrales Entgegenwirken voraus? Du sagst, der Ball bewegt sich nur, wenn eine der Kräfte größer ist. Was, wenn es zwei Kräfte sind, die sich nicht direkt gegenüber stehen, sondern einfach unterschiedliche Richtungen haben? Der Ball würde sich bewegen, in die Richtung, die sich aus der Mischung beider Impulse ergibt.
Es setzt in dem konkreten Beispiel ein diametrales Entgegenwirken voraus. Da wir Göttlichkeit, ob nun mono- oder polytheistisch jeweils einen Willen zuschreiben, würde in dem Fall des Balles die stärkere Kraft bzw. Ursache die Richtung so anpassen, dass ihre Zielrichtung erreicht wird.
Wenn wir annehmen würden, dass es mehrere Götter gäbe, die komplett gleich in ihren Eigenschaften wären, dann hätten sie keinen Unterschied und wären das Selbe, also eins. Wenn sie Unterschiede hätten, würden das darauf hinauslaufen, dass einem etwas fehlen müsste, was der andere hat. Dann wäre der “Perfekte” der beiden Gott und der andere wäre nicht Gott, weil in der Hierarchie schwächer. Wenn sie gleich “stark”, aber mit unterschiedlichen Willen wären, würden sie sich entweder aufheben, oder sie müssten den gleichen Willen haben, oder ihr Wille würde aus “A will etwas, und B ist es egal” bestehen. Dann würden sie wieder Teil eines schlüssigen Ganzen werden.
Für eine umfangreiche Auseinandersetzung mit verschiedenen Argumentationen für Monotheismus siehe z.B. hier: https://plato.stanford.edu/entries/monotheism/#ArgGodSim
Was meinst du mit “umgehen”? Warum sollte ich damit umgehen? Welche ersten Thesen meinst du eigentlich genau? Die Miasmenlehre?
Das Ding ist einfach, dass eine These, die nicht überprüft und bewiesen werden kann, die nicht falsifizierbar ist, keine verlässliche Basis für darauf aufbauende Arbeit und damit aus wissenschaftlicher Sicht wertlos ist.
Deine Begründung dafür, dass du nur an einen und nicht an viele Götter glaubst, ist also, wenn ich dich richtig verstehe, dass du den anderen genannten Entitäten keine göttliche Eigenschaften zusprichst. Und die Eigenschaft, die etwas als göttlich auszeichnet, ist dass nicht selbst von etwas anderem geschaffen wurde, verstehe ich dich da richtig?
Genau, also wenn man Göttlichkeit annimmt, dann muss diese in einem Ursprung liegen, der selbst keinen Ursprung hat. Und dieser Ursprung muss dann notwendigerweise singular sein und damit Gott. Die Anbetung von etwas das nicht Gott ist, ist damit hinfällig, weil die letzte und einzige Instanz Gott ist, die über alles entscheidet.
Bzgl. von Thesen ist die Sache, dass man in der Ablehnung aller Thesen, die man nicht annimmt notwendigerweise häufig falsch liegt. Dabei beziehe ich mich gerade auf die Anfänge der “Germ Theory” in der Antike https://en.m.wikipedia.org/wiki/Germ_theory_of_disease
Das darfst du ruhig glauben.