Gutverdienende sollen ab Januar mehr Geld in die Sozialkassen einzahlen. Die Bemessungsgrenze wird jedes Jahr neu berechnet - eine entsprechende Verordnung hat Arbeitsministerin Bas nun auf den Weg gebracht. Von Jim-Bob Nikschas.
Ganz so einfach ist das für mich nicht. Also ja, das ist ein Automatismus, aber sich allein darauf zu berufen, halte ich für ziemlich fahrlässig angesichts der veränderten Lage. Man kann nicht auf ein solches System einfach mehr Geld schmeißen und das immer den gleichen Leuten aufbürden, ohne zu überdenken, wo die eigentlichen Engpässe sind und wer im Sinne der solidarischen Gerechtigkeit eigentlich dringend heranziehbar wäre.
Wenn man das alles ignoriert und einfach sagt “das passiert routinemäßig”, kann man auch gleich sagen “das haben wir schon immer so gemacht”, um progressives Denken abzuwenden.
Moment, jetzt vermischst du zwei Dinge. Die Grenzen werden jedes Jahr angepasst, und da die Grenzen in absoluten Geldbeträgen festgelegt sind, muss das auch passieren (solange das ganze nicht komplett reformiert wird), um Inflation einzufangen. Die Tagesschau macht daraus clickbait in der Art von “jetzt müssen die Gutverdiener endlich mehr bezahlen”. Darauf bezog sich mein Kommentar.
Dass das ganze System daran krankt, dass die besitzende Klasse nicht zur Kasse gebeten wird, ist ein anderer Punkt.
So weit, so einig. Allerdings meine ich ja genau das - dieser Automatismus ignoriert, dass das zur Kasse gebetene Klientel bereits eher an der Schwelle zur Armut steht als zum Reichtum. Zum Beispiel ist es falsch, dass diese Zahlen am Bruttogehalt festgemacht werden, das mehr oder weniger komplett nichtssagend ist, anstatt die Reallöhne zu betrachten. Und die Antwort auf ein kaputtes System darf nicht sein, dass eine automatische Regelung schon mehr Geld draufspülen wird, davon wird es auch nicht gesund und auch nicht fair.
Allerdings meine ich ja genau das - dieser Automatismus ignoriert, dass das zur Kasse gebetene Klientel bereits eher an der Schwelle zur Armut steht als zum Reichtum.
Das können wir ja beide kritisieren. Ich versteh nur nicht warum wir das unter meinem Kommentar tun, in dem es nur darum ging, dass die Tagesschau hier eine clickbait Meldung aus etwas macht, was jedes Jahr passiert und nicht überraschend ist.
Zum Beispiel ist es falsch, dass diese Zahlen am Bruttogehalt festgemacht werden, das mehr oder weniger komplett nichtssagend ist, anstatt die Reallöhne zu betrachten.
Du nimmst hier zwei Begriffe aus zwei völlig verschiedenen Gegensatzpaaren, die nix miteinander zu tun haben. Brutto- vs Netto- und Real- vs. Nominallohn. Das eine beschreibt den Lohn vor und nach Steuern und Abgaben, das andere vor und nach Inflation.
Was willst du jetzt zur Bezugsgröße machen?
Das Netto? (naja, das Steuernetto, vor Abgaben, denn die Abgaben wollen wir ja festlegen.) Das kann der Arbeitnehmer kleiner manipulieren, über z.B. Splitting, Absetzen von Werbungskosten usw… Die mögliche Steuerersparnis ist grade bei Gutverdienern viel größer als bei Geringverdienern, das wäre also mindestens relativ eine Mehrbelastung für die geringen Einkommen.
Willst du irgendwas auf “die Reallöhne” beziehen, musst du ein Bezugsjahr dazu nennen (d.h. auf die Kaufkraft welches Jahres rechnen wir zurück?). Und du machst dabei je weiter du zurück gehst immer größere sich auftürmende Fehler, weil die Reallohnentwicklung immer nur mit der durchschnittlichen Inflation errechnet werden kann, die aber für jeden einzelnen Bundesbürger abhängig von dessen tatsächlichem Warenkorb individuell falsch ist. Der Versuch auf der Basis irgendwelche Abgaben zu bemessen wäre aufgrund dieser Fehler viel unfairer als am Bruttogehalt.
Das Brutto ist im Gegenteil eigentlich sogar die aussagekräftigste Zahl, die man hier heranziehen kann.
Und die Antwort auf ein kaputtes System darf nicht sein, dass eine automatische Regelung schon mehr Geld draufspülen wird
Dazu dient die Anpassung ja auch nicht, sondern eigentlich eben dazu dass die Summe (in Kaufkraft) ungefähr gleich bleibt. Auch wenn die Anpassung der BBG höher ausfällt als die Inflation, trifft es wenigstens nur die, die vorher über der Grenze lagen, also die Stärksten. So gesehen ist das innerhalb des vorhandenen Systems noch am gerechtesten.
Ganz so einfach ist das für mich nicht. Also ja, das ist ein Automatismus, aber sich allein darauf zu berufen, halte ich für ziemlich fahrlässig angesichts der veränderten Lage. Man kann nicht auf ein solches System einfach mehr Geld schmeißen und das immer den gleichen Leuten aufbürden, ohne zu überdenken, wo die eigentlichen Engpässe sind und wer im Sinne der solidarischen Gerechtigkeit eigentlich dringend heranziehbar wäre.
Wenn man das alles ignoriert und einfach sagt “das passiert routinemäßig”, kann man auch gleich sagen “das haben wir schon immer so gemacht”, um progressives Denken abzuwenden.
Moment, jetzt vermischst du zwei Dinge. Die Grenzen werden jedes Jahr angepasst, und da die Grenzen in absoluten Geldbeträgen festgelegt sind, muss das auch passieren (solange das ganze nicht komplett reformiert wird), um Inflation einzufangen. Die Tagesschau macht daraus clickbait in der Art von “jetzt müssen die Gutverdiener endlich mehr bezahlen”. Darauf bezog sich mein Kommentar.
Dass das ganze System daran krankt, dass die besitzende Klasse nicht zur Kasse gebeten wird, ist ein anderer Punkt.
So weit, so einig. Allerdings meine ich ja genau das - dieser Automatismus ignoriert, dass das zur Kasse gebetene Klientel bereits eher an der Schwelle zur Armut steht als zum Reichtum. Zum Beispiel ist es falsch, dass diese Zahlen am Bruttogehalt festgemacht werden, das mehr oder weniger komplett nichtssagend ist, anstatt die Reallöhne zu betrachten. Und die Antwort auf ein kaputtes System darf nicht sein, dass eine automatische Regelung schon mehr Geld draufspülen wird, davon wird es auch nicht gesund und auch nicht fair.
Das können wir ja beide kritisieren. Ich versteh nur nicht warum wir das unter meinem Kommentar tun, in dem es nur darum ging, dass die Tagesschau hier eine clickbait Meldung aus etwas macht, was jedes Jahr passiert und nicht überraschend ist.
Du nimmst hier zwei Begriffe aus zwei völlig verschiedenen Gegensatzpaaren, die nix miteinander zu tun haben. Brutto- vs Netto- und Real- vs. Nominallohn. Das eine beschreibt den Lohn vor und nach Steuern und Abgaben, das andere vor und nach Inflation.
Was willst du jetzt zur Bezugsgröße machen?
Das Netto? (naja, das Steuernetto, vor Abgaben, denn die Abgaben wollen wir ja festlegen.) Das kann der Arbeitnehmer kleiner manipulieren, über z.B. Splitting, Absetzen von Werbungskosten usw… Die mögliche Steuerersparnis ist grade bei Gutverdienern viel größer als bei Geringverdienern, das wäre also mindestens relativ eine Mehrbelastung für die geringen Einkommen.
Willst du irgendwas auf “die Reallöhne” beziehen, musst du ein Bezugsjahr dazu nennen (d.h. auf die Kaufkraft welches Jahres rechnen wir zurück?). Und du machst dabei je weiter du zurück gehst immer größere sich auftürmende Fehler, weil die Reallohnentwicklung immer nur mit der durchschnittlichen Inflation errechnet werden kann, die aber für jeden einzelnen Bundesbürger abhängig von dessen tatsächlichem Warenkorb individuell falsch ist. Der Versuch auf der Basis irgendwelche Abgaben zu bemessen wäre aufgrund dieser Fehler viel unfairer als am Bruttogehalt.
Das Brutto ist im Gegenteil eigentlich sogar die aussagekräftigste Zahl, die man hier heranziehen kann.
Dazu dient die Anpassung ja auch nicht, sondern eigentlich eben dazu dass die Summe (in Kaufkraft) ungefähr gleich bleibt. Auch wenn die Anpassung der BBG höher ausfällt als die Inflation, trifft es wenigstens nur die, die vorher über der Grenze lagen, also die Stärksten. So gesehen ist das innerhalb des vorhandenen Systems noch am gerechtesten.